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Ängelholms Flygmuseum

- von Gerhard Schmid -

Dicht an der Grenze von Schweden zu Dänemark war in Ängelholm von 1940 bis 2002 das F 10 Ängelholm, das auch als "Skanska Flygflottiljen" oder "Scania Air Force Wing" bekannt war, stationiert. Ängelholm war somit über mehr als 60 Jahre der südlichste Luftwaffenstützpunkt Schwedens. Es begann mit zwei Geschwadern alter Gloster Gladiator, die vom F 8 abgegeben wurden, doch bereits ein Jahr später wurden die Doppeldecker ausgemustert und durch drei Geschwader Caproni-Reggiane Re.2000 Falco ersetzt.

Die letzte Generation Propellerjäger wurde 1945 mit der schwedischen Eigenkonstruktion FFVS J 22 eingeführt, ehe die Runway asphaltiert wurde und damit die modernen schwedischen Saab 21 R Strahlflugzeuge in Ängelholm stationiert werden konnten. Bereits zwei Jahre danach wurde auf die leistungsfähigeren de Havilland Vampire gewechselt, die in Schwede unter der Bezeichnung J 28 B geführt wurde. Weitere zwei Jahre später kam mit der Saab J 29 Tunnan wieder eine schwedische Maschine nach Ängelholm und bleib bis 1963. Zwischen 1963 und 1969 wurde auf die J 35 Draken umgerüstet. Da die neuen Überschalljets nur langsam ausgeliefert wurden, wurde in diesem Zeitraum auch mit vom F 18 in Tullinge geliehenen Hawker Hunter Jets geflogen. Erst 1993 erfolgte dann wieder eine Modernisierung als eines der drei Geschwader mit J 37 Viggen ausgerüstet wurde.

Die letzte Generation der schwedischen Militärjets erreichte die Airbase 1999, als die verbliebenen Draken von der JAS 39 Gripen abgelöst wurden. Zusätzlich zu den Viggen und Gripen wurde von 1996 bis zur Schließung der Basis am 31. Dezember 2002 ein Geschwader SK 60 Trainer für die fliegerische Grundausbildung zum F 10 verlegt.

Zwei Jahre nachdem die Basis offiziell geschlossen wurde, eröffnete das Ängelholms Flygmuseum dessen Ausstellung im Wesentlichen auf die Geschichte der Luftwaffenbasis abgestellt ist. Es zeigt dabei jedoch nicht nur die Flugzeuge, sondern auch viele andere Exponate, die für den Betrieb einer Luftwaffenbasis unerlässlich sind. Die nachfolgenden Bilder zeigen einen Rundgang durch das sehenswerte Museum, das sich heute inmitten des "Valhall Park" befinden, zu dem die ehemalige Luftwaffenbasis im Laufe der vergangenen 15 Jahre konvertiert wurde.

Die offizielle website des Museum in schedischer Sprache mit Anreisebeschreibung finden Sie hier: >>>Ängelholms Flygmuseum

Mitten im Valhall Park, jedoch noch außer Sichtweite des Museum bekommt der Besucher zum ersten Mal eine Ahnung davon, welche Vergangenheit dieses große Areal haben könnte.
Obwohl mit einigen außergewöhnlichen Eigenschaften ausgestattet, fand die Saab 37 Viggen außerhalb Schwedens keine Abnehmer. Die schwedische Luftwaffe betrieb das leistungsstarke und robuste Muster von 1971 bis 2007.
Durchschreitet man das Museum im Uhrzeigersinn, so beginnt der Rundgang gleich mit einem der eindrucksvollsten Exponate, einer von nur drei existierenden FFVS J 22.
Wer es etwas genauer wissen möchte, der findet auch Details wie dieses aufgeschnittene Turbomeca Triebwerk, das zu einer Saab 105 gehört.
FFVS ist die Abkürzung des Herstellers Kungliga Flygförvaltningens Flygverkstad i Stockholm. 198 dieser Jagdflugzeuge wurden von 1942 bis 1946 produziert.
Für Modellbauer oder Flugsimulatorfans dürften die Vitrinen mit Cockpits verschiedener Jets von Interesse sein.
380 de Havilland Vampire wurden von Schweden angeschafft und unter der Bezeichnung J28 geführt. Die ausgestellte Maschine diente in der Schweiz, ging später an die Ljungbyhed Aeronautical Society, die sie bis 2013 in flugfähigem Zustand unterhielt.
Hier laufen alle Informationen zusammen, werden ausgewertet und bilden die Grundlage neuer Entscheidungen: Die Kommandozentrale.
Man muss nicht lange überlegen um zu erkennen woher der Name "Tunnan" (Tonne) kommt, den die Saab J 29 inoffiziell trug. Sie war das schwedische Äquivalent zu N/A Sabre und MiG 15. Von 1951 - 1974 betrieb die Schwedische Luftwaffe diesen Typ.
Hier befindet sich die Zentrale der Luftverteidigungsgruppe. Das Originalfoto im Hintergrund beweist, dass hier tatsächlich überwiegend weibliches Personal wirkt.
1955 lieferte Saab mit der J 35 Draken eine zukunftsweisende Konstruktion ab, bis 1974 wurden 615 Maschinen gebaut. 2005 musterte Österreich als letzter Betreiber der Draken seine Maschinen aus.
Über der "Luftförsvarsgruppcentral" führt eine Treppe zu einer "Flak-Stellung" auf dem Bunkerdach. Von hier kann man die Ausstellung überblicken.
Trotzdem kann man noch immer einen Draken fliegen - und das auch noch ohne Lizenz. Das Museum Ängelholm betreibt einen Simulator, der von ehemaligen Draken-Piloten betreut wird.
Vampire, Tunnan, dazwischen ein paar als Piloten verkleidete Schaufensterpuppen... das Museum ist nicht groß, aber mit Leidenschaft ausgebaut, aufgeräumt und gepflegt.
Die Saab 105 ist ein kleiner, agiler side-by-side Trainer, der auch als Aufklärer und Jagdbomber Verwendung findetn kann. Schweden und Österreich haben zusammen 190 Maschinen bei Saab erworben.
Neben der ansonsten auf die Historie des Ängelholm Airfields abgestellten Ausstellung sind auch die (wenigen) Überbleibsel einer vor der Küste Schwedens abgestürzten britischen Lancaster zu sehen.
Wer gern mal in einem Cockpit Platz nehmen möchte, darf sich diesen Wunsch hier in einer Saab Draken erfüllen.
Brauchte die Lancaster-Besatzung nicht mehr, aber die Flieger, die noch mit offenen Cockpits in die Lüfte stiegen, waren für einen dicken Kragen und eine Maske aus Fell schon dankbar.
Für Cockpitfans und Simulatorflieger nicht erforderlich, für die echten Piloten die Lebensversicherung: Saab hat seine Flugzeuge mit selbst entwickelten Schleudersitzen ausgerüstet, die hier ausgestellt sind.
Weder die Besatzungen einer Vampire (links), noch der Pilot einer Gripen (rechs) muss den eisigen Fahrtwind fürchten. Der Besucher des Museum auch nicht. Aber letzterer bekommt eine interessante Zusammenfassung aus 100 Jahren schwedischer Militärluftfahrt geboten.
 

 

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