Dornier Do 24 in der
Museumswerkstätte der Flugwerft Schleißheim
- ein Bericht von Gerhard Schmid -
Als Ende 2002
bekannt wurde, daß die seit 1992 in der Flugwerft Schleißheim ausgestellte Do 24 ATT (Amphibischer
Technologie-Träger) auf die Philippinen überführt
würde, wurde dies von den Freunden klassischer Flugzeuge mit einem lachenden und einem
weinenden Auge aufgenommen. Das weinende Auge weil mit der Do 24 ATT eines der schönsten
und exotischsten Ausstellungsstücke Deutschland verließ, das lachende Auge weil die Do
24 ATT auf den Philippinen von ihrem neuen Besitzer, Irenäus Dornier, einem Enkel des
berühmten Konstrukteurs Claude Dornier, wieder in den flugfähigen Zustand
zurückversetzt werden sollte. Schon seit 1995 betreibt Iren Dornier mit einigen Partnern
in Manila die Fluglinie South East Asian Airlines (Seair), die mit Do 28D, Let 410, ATR 42
und ATR 72 Verbindungen zwischen den vielen Inseln der Philippinen unterhält. Noch 2004
soll die Do 24 ATT die Flotte der Seair ergänzen - als VIP-Shuttle und für
Sightseeing-Flüge.
Unter den Flugzeugen der Firma
Dornier spielten Flugboote traditionell eine wichtige Rolle. Zu den erfolgreichsten
Flugbooten Dorniers gehörten unter anderem die Dornier Wal und die Do 24. Der
Einsatzbereich von Flugbooten war im zivilen wie im militärischen Sektor breit gestreut,
da sie auch ohne spezielle Flughäfen fast überall vom Wasser aus starten und landen
konnten. Sie dienten als Post-, Transport- und Verkehrsflugzeuge. Hinzu kamen die
militärische Nutzung als Seefernaufklärer, Mannschafts- und Transportflugzeug sowie die
Verwendung des hochseetüchtigen Flugbootes im Seenotrettungsdienst.
Die Do 24 wurde zwischen 1937 und
1945 in unterschiedlichen Ausführungen über 200 mal gebaut. Sie geht auf eine
Ausschreibung des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) aus dem Jahr 1934 für einen fünf-
bis sechssitzigen Seefernaufklärer zurück, die Blohm und Voß mit der Ha 138 gewann.
Dornier wurde aufgefordert, seinen Entwurf grundlegend zu überarbeiten und erhielt einen
Auftrag für zwei Versuchsmuster, ausgerüstet mit jeweils drei Dieselmotoren Jumo 205.
Die niederländische Marine zeigte mehr Interesse und wählte die Do 24 als
leistungsfähigeren Nachfolger des Dornier Wal aus für den Einsatz in
Niederländisch-Ostindien, dem heutigen Indonesien. Sie bestellte 73, mit amerikanischen
Sternmotoren vom Typ Wright "Cyclone" angetriebene Flugzeuge mit der
Baureihenbezeichnung Do 24K, von denen die niederländische Flugzeugindustrie 43 in Lizenz
herstellen sollte. Bis zur deutschen Besetzung im Mai 1940 waren die 30 Flugzeuge aus der
Fertigung bei Dornier und 7 aus der anlaufenden niederländischen Fertigung nach
Niederländisch-Ostindien ausgeliefert worden. Danach lief die Produktion in den
Niederlanden bei Aviolanda, De Schelde und Fokker unter Kontrolle des deutschen
Unternehmens Weser Flugzeugbau weiter. Der Mangel an amerikanischen Flugmotoren machte
eine Änderung der Motorisierung nötig, die Baureihe T erhielt den Flugmotor Bramo 323
"Fafnir". Im Verlauf des Krieges wurde noch die französische Flugzeugfirma
SNCAN eingeschaltet, die nach Kriegsende die Do 24 für die französische Marine
weiterbaute. Die Do 24 wurde von der deutschen Luftwaffe als Fernaufklärer, Transporter
und vor allem als Seenotrettungsflugzeug verwendet. Sie bewährte sich dabei
ausgezeichnet, denn sie konnte auch bei hohem Seegang mit Wellenhöhen bis zu einem Meter
starten und landen.
Das hochseetaugliche Flugboot
wurde während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Luftwaffe und bis in die 1970er
Jahre in Spanien als Seenotrettungsflugzeug verwendet. Die letzen Do 24 flogen bis 1969 im
aktiven Dienst in Spanien. Spanien hatte 1944 insgesamt 12 Do 24 T-3 erhalten, die im
Seenotrettungsdienst von Mallorca aus im Einsatz waren.
Die heute in der
Restaurierungswerkstätte befindliche Do 24 war, bevor sie in die Flugwerft Schleißheim
kam, als "gate guard" auf dem Werksflugplatz der Firma Dornier in
Oberpfaffenhofen im Freien aufgestellt. Rumpf und Tragflügel stammen von zwei
verschiedenen Flugzeugen, die in Spanien geflogen sind. Ein Flugzeug wurde von der Firma
Dornier gekauft und 1971 im Flug zum Bodensee überführt. Von diesem Flugzeug stammt der
Flügel. Der Rumpf der damals überführten Maschine wurde für den von Dornier zwischen
1979 und 1983 entwickelten "amphibischen Technologieträger" Do 24 TT (auch als
Do ATT bezeichnet) verwendet, der einen neu entwickelten Flügel und moderne
Propellerturbinen vom Typ Pratt & Whitney PT6A-45 mit je 1.125 PS sowie ein
Einziehfahrwerk erhielt. Die Flugerprobung in den Jahren 1983 und 84 in der Kieler Förde
und der Ostsee verlief äußerst erfolgreich, die Erkenntnisse wurden jedoch nie genutzt.
1992 wurde die Do 24 ATT dann dem Deutschen Museum übergeben und bis 2002 in der
Flugwerft Schleißheim ausgestellt.
Zusätzlich konnte die Firma
Dornier einen zweiten Rumpf (Typenschild des Rumpfes mit der WNr.5291, gebaut bei
Aviolando, ohne Angabe des Baujahrs) erwerben, der zusammen mit dem übrig gebliebenen
Flügel wieder ein komplettes Flugzeug ergab. Die Restaurierung dieses Flugbootes für die
statische Ausstellung kann derzeit in der Flugwerft verfolgt werden. Das Flugzeug ist in
dem Anstrich ausgestellt, wie ihn die spanischen Do 24 im Seenotrettungsdienst von 1960
bis 1969 trugen. Der Abschluß der Restaurierungsarbeiten ist für den Spätsommer 2004
vorgesehen.
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