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AERO 2016

Messe Friedrichshafen

- von Gerhard Schmid -

Zum 24. Mal trafen sich Hersteller und Händler von Produkten und Dienstleistungen rund um die zivile Luftfahrt und luftfahrtbegeistertes Publikum vom 20. bis 23. April 2016 in Friedrichshafen am Bodensee. Das Team von AirVenture war am Freitag bei bestem Frühlingswetter vor Ort. Wobei das Wetter für die AERO keine Rolle spielt, denn Flugvorführungen wurden aus dem Messeprogramm schon vor Jahren entfernt. Im Innern der 12 Messehallen, die nicht vollständig ausgebucht waren, wiederholte sich im Wesentlichen das, was der Besucher schon aus den vergangenen Jahren kannte. Unter den wenigen Neuigkeiten fand sich die junge Klasse der 120 Kilo Leichtflugzeuge (LTF-L). Bisher in erster Linie durch federleichte Segelflugzeuge vertreten, bringt sie nun erste Motormaschinen hervor, wenngleich vorerst noch als Rohbau präsentiert. An Dynamik gewinnt die Entwicklung der Elektro- und Hybridantriebe, was deutlich daran zu erkennen ist, dass sich inzwischen finanzkräftige Unternehmen wie Siemens aktiv einbringen. Man darf gespannt sein wann sich der unter dem Konsortium HYPSTAIR entstehende Hybridantrieb in der Zelle eines Pipistrel Flugzeugs oder die vollelektrische Extra 330 LE mit Siemens Antrieb in die Lüfte erheben. Dem Messepublikum wird dieser Anblick ohnehin vorenthalten bleiben, denn - wir erinnern uns - Flugvorführungen sind bei der AERO nicht vorgesehen...

Seit 2010 findet die Aero jährlich statt, davor pilgerte man noch alle zwei Jahre an den Bodensee. Diese Verdoppelung der Schlagzahl kann man noch so schön als Anpassung an das hohe Tempo von Innovation und Fortschritt verkaufen, wer (als Einziger) von dieser Entscheidung profitiert, das ist offensichtlich. Die Aussteller sind es nicht. Sie stehen unter dem Druck "mitmachen zu müssen", wollen sie von den Besuchern - und damit potentiellen Kunden - gesehen werden. Doch Letztere können dem jährlichen Rhythmus auch immer weniger abgewinnen, was an der im Vergleich zum Vorjahr rückläufigen Besucherzahl von 30.800 (Vorjahr 33.900) ablesbar ist. Interessanterweise weist der Veranstalter in seinem Schlussbericht auf die AERO 2014 als Vergleichsjahr hin (29.700 Besucher) um einen Zuwachs vorzugaukeln. Und so erfuhren wir auch in zahlreichen Gesprächen mit Besuchern, dass man "das nächste Jahr auslassen" wolle, da es ja doch kaum Neues zu sehen gäbe und immer mehr Ausstellungsflächen in den Hallen leer blieben, auf denen dann themenfremde Präsentationen zu sehen sind... klar, ein paar alte Autos vom Oldtimerclub sind immer noch besser als nackte Betonflächen.

Auch von den Ausstellern sind nicht nur zufriedene Kommentare zu vernehmen. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat, die Preise für Ausstellungsflächen bei der Messe Friedrichshafen zu erfragen, der kann nachvollziehen unter welchem Erfolgsdruck sich diejenigen befinden, die sich hier präsentieren wollen und müssen. Selbst für die kleinste Nische im düsteren Flur ist schnell ein vierstelliger Betrag fällig. Das will erstmal verdient werden, vom Propellerverkäufer aus Neuseeland oder dem Softwarevertreter aus Amerika. Mit 606 Ausstellern waren in diesem Jahr auch spürbar weniger Firmen nach Friedrichshafen gekommen als noch im Vorjahr (645). Zwar klingen die Aussteller-Stimmen im Fazit zur AERO 2016 auf der website des Veranstalters zunächst recht positiv. Sie kommen allerdings auch überwiegend von internationalen Unternehmen wie Honda, Garmin, Siemens oder Textron, die über entsprechende Budgets für Marketing verfügen. Ob Josef Strerath mit seinem Sticker Shop auch von einem Erfolg auf der ganzen Linie berichten kann, das fand im Schlussbericht der Messe Friedrichshafen keine Erwähnung.

Was wir in und vor den Messehallen so gesehen uns erlebt haben, sehen Sie auf den folgenden Bildern.

Die nächste AERO findet vom 5. bis 8. April 2017 statt. Infos dazu unter www.aero-expo.com

Dass elektrische Antriebstechnik auch in der GA Einzug hält, ist nicht neu. Dass sich Konzerne wie Siemens mit diesem Segment beschäftigen, untermauert den Trend. Diese Extra 330 LE könnte bald für max. 15-20 Minuten elektrisch fliegen.
Das Projekt HYPSTAIR wird finanziert vom Seventh Framework Programm. Der slownische UL-Hersteller Pipistrel arbeitet zusammen mit Siemens, den Universitäten Pisa und Maribor und MBVision an einem Hybridantrieb aus Rotax 914 und einem Siemens 200 kW Elektromotor. Infos unter www.hypstair.eu
Bücker Bü 131 - bald als Ultraleichtflugzeug. So gibt's Oltimerfeeling mit neuer Technik... Die etwas stilbrüchigen Kohlefaserelemente wie leading und trailing edge verschwinden am Ende schließlich unter der Bespannung...
Alte Flugzeuge haben einen ganz besonderen Charme. Der Vintage Glider Club präsentierte neben einigen flugfähigen Oldtimern auch dieses Restaurierungsprojekt einer Kaiser Ka-3. Infos unter www.vintagegliderclub.org
Die 120 Kilo Klasse ermöglicht das Fliegen ohne flugmedizinische Untersuchung und ohne Kennzeichenpflicht oder Jahresnachprüfung. Dafür werden bereits flotte Flieger angeboten, wie diese Mini-Corsair, die von einem 42 PS Sternmotor angetrieben soll.

Die Storchenfreunde aus der Schweiz haben großes vor - und schon einiges erreicht. Mehr über das ehrgeizige Projekt erfahren Sie >>>hier
Hier sehen Sie das derzeit wohl schnellste UL. Zumindest soll es das werden. Der verkleinerte Nachbau des Jet-Trainers L-39 Albatros wurde in Tschechien unter Mitwirkung der Universität Prag entwickelt. Den Impellerantrieb liefert ein 142 KW Motorradmotor von BMW. Infos über www.skyleader.aero
Ein Tornado-Cockpit und ein Transall-Triebwerk lockten am Stand der Luftwaffe Besucher an. Der Erste-Hilfe-Torso fand nicht ganz so viel Beachtung, wurde aber wiederholt bemüht um das Verhalten im Ernstfall zu demonstrieren.
Ob der Schneemensch aus dem Himalaya als Passagier der Pilatus Porter angereist ist, war nicht zu erfahren. Dass er sich wohl gefühlt hat, auf der AERO, ist jedoch nicht zu übersehen.
Exot unter den Businessjets: 13 Jahre nach seinem Erstflug sucht der Honda HA-420 Jet nach solventer Kundschaft in Europa. Das erste Exemplar hat seinen Weg nach Deutschland bereits gefunden.
Prominenz am Stand der Flugmotoren-Reparatur Dachsel GmbH: Klaus Plasa, Pilot der Messerschmitt Bf 109 des Flugmuseum Messerschmitt (2. v. rechts).
Was nach einem guten alten Grumman Amphibium aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als moderne Aerovolga LA-8. Mehr Infos zu dieser schnittigen Maschine unter www.aerovolga.com
38.653 Einsätze flog die DRF Luftrettung im Jahr 2015. So nah wie hier kommt man den EC 145 Hubschaubern aber (hoffentlich) nur im Rahmen einer Ausstellung.
Quest Aircraft präsentierte seine Kodiak zum zweiten mal bei der AERO. Die robuste STOL-Turboprop wurde eigentlich für den Einsatz in Entwicklungsländern entwickelt.Nun erhofft sich der Hersteller auch Verkäufe in Europa.
 

 

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