Während man in den USA und
England erfreulicherweise eine langsame aber stetige Zunahme der flugfähigen Warbirds aus
den 30er und 40er Jahren beobachten kann, sind einsatzfähige Flugzeuge aus deutscher
Produktion traditionell sehr rar. Einige glückliche Airshowbesucher hatten in den
vergangenen Jahren Gelegenheit, eine der beiden Bf 109 der Messerschmitt Stiftung in der
Luft zu sehen. Unglücklicherweise sorgen jedoch immer wieder technische Probleme für
einen Verbleib der Maschinen in den Hangars. Lange
Zeit gab es nur Gerüchte um eine in Restaurierung befindliche Bf 109 in Deutschland, seit
der offiziellen Vorstellung am 8. Oktober herrscht endlich Gewißheit: Die
Haltergemeinschaft "Messerschmitt Air Company" (MAC) hat es in siebenjähriger
Arbeit geschafft, den Standardjäger der deutschen Luftwaffe im zweiten Weltkrieg
flugfähig zu restaurieren. Europäische Warbirdfans dürfen sich auf die Airshowsaison
2005 mit einer flugfähigen Messerschmitt Bf 109 G-4 freuen.
Wer einmal den Klang eines hubraumgewaltigen
Daimler-Benz Flugmotors gehört hat, der weiß warum Warbirdfans dabei glasige Augen
bekommen. Hubraum ist einfach durch nichts zu ersetzen und ein DB 605 stellt dieses
Grundgesetz mit seinen 35,7 Litern eindrucksvoll unter Beweis. Anders als die alliierten
Gegenstücke sind Flugmotoren von Daimler-Benz heute eigentlich nicht mehr verfügbar. So
war es der Maschinenbautechniker Siggi Knoll, der durch jahrzehntelanges Sammeln und
Restaurieren von Flugzeugteilen über einen lauffähigen DB 605A und damit über eine
wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt Bf 109 verfügte.
Als Siggi Knoll im Oktober 1997 in
Augsburg die Überreste einer spanischen Hispano HA 1112 M-1L "Buchon"
begutachtete, rückte der Traum von einer flugfähigen Maschine in greifbare Nähe. Nach
unverzüglicher Rücksprache mit den Fliegerfreunden Wilhelm Heinz jun., Wilhelm
Heinz sen., Dieter Beck und Werner Grammel wurde kurz entschlossen
die Haltergemeinschaft MAC gegründet und die "Buchon" gekauft. Die 1950 mit der
Seriennummer 139 gebaute HA 1112 hatte ein bewegtes Leben hinter sich, unter anderem
diente sie als Darsteller in dem bekannten Film "Luftschlacht um England". Es
folgten einige Umbauten, z. T. für andere Filmprojekte, später wurde die Maschine in die
USA verkauft, mehrfach bei Flugunfällen beschädigt und wieder repariert, ehe sie in
Augsburg landete. Und dort angekommen konnte von Flugtauglichkeit nicht im entferntesten
die Rede sein.
Spezialisierte Betriebe und enthusiastische
Helfer aus dem In- und Ausland lieferten in den sieben Jahren der Restaurierung eine
Vielzahl an Einzelteilen um unbrauchbare Teile der HA 1112 zu ersetzen. Als der Rumpf im
Jahr 2000 fertiggestellt war, installierten die Helfer Gerhard Hibbeler und Ulrich Wesner
die Ausrüstung. Weitere Unterstützung erfolgte später durch Helmut Röhm. Insbesondere
der Umbau des vorderen Rumpfes gestaltete sich schwierig, denn die Verkleidung des
hängend eingebauten DB 605 mußte teilweise neu gefertigt und an Originalteile angepasst
werden.
Entgegen dem ursprünglichen Vorhaben eine
Bf 109 G-6 zu bauen, entschied sich die MAC für die Version G-4. Diesem Typ fehlen zwar
die charakteristischen Beulen, was sich jedoch positiv auf die Sicht nach vorn und damit
auf die Sicherheit auswirkt. Einige andere Details weichen zur größeren Sicherheit
leicht von der originalen G-4 ab, was jedoch äußerlich kaum zu erkennen ist. Der
Anstrich der "rote 7" mit den Standard-Tarnfarben RLM 74/75/76 ist realistisch,
entspricht jedoch keinem konkreten Vorbild. Zu Ehren des Konstrukteurs der Bf 109, Willy
Messerschmitt, trägt die Maschine das Kennzeichen D-FWME.
Anfang 2004 war die Maschine dann nahezu
fertiggestellt und die ersten Testläufe und Rollversuche konnten unternommen werden.
Kleinere Nachbesserungen wurden vorgenommen und die Endabnahme erfolgte am 12. Juni 2004.
Mit der anschließenden Erteilung der vorläufigen Verkehrszulassung begann dann am 23.
August 2004 die Flugerprobung durch den erfahrenen Testpiloten Walter Eichhorn. In den
folgenden zwei Wochen folgten weitere vier Flüge und anschließend wies Walter Eichhorn
die Piloten der MAC ein.
Der Öffentlichkeit wurde die "rote
7" am 8. Oktober 2004 auf dem Flugplatz Albstadt-Degerfeld vorgestellt. Im Anschluß
an die festlichen Ansprachen verschiedener Redner konnten mehrere hundert Besucher bei
nicht ganz optimalem Wetter zwei Flüge der dritten flugfähigen Bf 109 Deutschlands
bestaunen. Und für alle, die an diesem Tag nicht in Albstadt-Degerfeld waren: An der
Zulassung von Maschine und Piloten für Airshows wird gearbeitet. Sobald uns erste
Veranstaltungstermine mit der "rote 7" bekannt sind, werden diese
veröffentlicht.
Das AirVenture Team bedankt sich bei Herrn
Wilhelm Heinz für die Einladung und die Zusammenarbeit. Für die Zukunft wünschen wir
dem MAC Team viele erfolgreiche Flüge mit der "rote 7". |