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De Havilland Heritage Center St Albans

- von Stefan Schmoll -

Vor sechs Jahren haben wir das Museum im Norden des Londoner Autobahnrings schon mal besucht tipps_daHavilland_heritage_center.htm und seitdem hat sich Einiges im ältesten reinen Luftfahrtmuseum Großbritanniens (eröffnet wurde es bereits 1959) getan. Nicht nur sind die Restauration des Prototyps der "Mosquito" und des Rumpfes der frühen "Comet" vollendet worden, sondern derzeit wird auch an einem zweiten großen Ausstellungshangar gebaut. Zeit also für ein kleines Update in der Wiege des berühmten "Wooden Wonders", der de Havilland DH-98 Mosquito und all der anderen Schätze aus dem Traditionsunternehmen De Havilland Aircraft Company.

Laufende Infos - besonders natürlich auch zum neuen Hangar - finden Sie auf der Internetpräsenz des Museums https://www.dehavillandmuseum.co.uk/

Nicht ein, nicht zwei, sondern gleich drei de Havilland DH-98 Mosquito sind hier in St.Albans vereint. Das ist weltweit einmalig und lohnt alleine schon den Besuch des Museums.

Beginnen wir mit dem Prototypen, der in den letzten Jahren restauriert wurde und jetzt wieder in seiner ganzen Pracht zu sehen ist. Tatsächlich arbeitete das Konstruktionsteam damals aus Sicherheitsgründen nicht im nahe gelegenen Stammsitz Hatfield, sondern mitten im Nirgendwo, um unter größter Geheimhaltung dieses bahnbrechende Flugzeug zu entwerfen. Die W4050 flog hier erstmals am 25.11.1940 - pilotiert von Geoffrey deHavilland Junior.

Der Jagdbomber Mosquito Mk.VI wurde ab 1942 gebaut und bildete mit 2298 Exemplaren die am weitesten verbreitete Variante. Die ausgestellte TA122 flog von 1945 bis 1950 für die RAF, wobei sie die letzten Einsatzjahre in Deutschland verbrachte. Der ausgemusterte Rumpf wurde in Holland zu Trainingszwecken gebraucht, bis er 1975 vom Museum erworben werden konnte. Der Flügel wurde 1980 in Israel entdeckt und gehörte zur TR.33 TW233.

Die Mosquito B Mk.35 war die letzte Bombervariante und kam erst 1945 zur Truppe. Lediglich 274 Stück wurden noch gebaut, bevor nach Kriegsende weitere Aufträge storniert wurden. Die TA634 gehörte zu den letzten gebauten Mosquito und flog noch bis 1963 als Zielschlepper für die RAF. Der letzte Flug von ihr fand 1968 statt und drei Jahre später wurde sie dem Museum gestiftet.

165 deHavilland DH.87 Hornet Moth wurden ab 1934 gebaut. Der Zweisitzer wurde in erster Linie als privater Tourer genutzt. Einige Exemplare flogen dann während des Krieges auch als Verbindungsflugzeug bei der RAF. Heute existieren noch knapp 40 Hornet Moth, von denen etwa ein Drittel flugfähig ist.

Von den fünf 1934 gebauten deHavilland DH.88 Comet Rennflugzeugen blieb lediglich die G-ACSS bei der Shuttleworth Collection bis heute erhalten. Der hier gezeigt Nachbau wurde seinerzeit für einen Film produziert. Sie wird als G-ACSR (ebenfalls ein Teilnehmer des Flugrennens nach Australien 1934) wieder auferstehen. Derzeit entstehen übrigens gleich zwei flugfähige Nachbauten in Großbritannien: https://www.cometracer.co.uk/

Die DH.89 Dragon Rapide G-AKDW hat schon eine lange Karriere als Museumsflugzeug hinter sich. So gehörte sie in den achtziger Jahren schon mal zur Salis Collection in La Ferté Alais und dem Vorgängermuseum des niederländischen Aviodrome, bevor sie 1993 hier nach St. Albans gekommen ist. Langsam aber stetig wird sie restauriert und soll in nicht allzu ferner Zukunft wieder flugfähig sein.

1946 entstand bei deHavilland Canada die berühmte DHC.1 Chipmunk als Nachfolder der Tiger-Moth. Knapp 1300 Exemplare wurden in Kanada, Großbritannien und Portugal gebaut. Zwei Exemplare dienen noch immer offiziell bei der RAF, und zwar als Spornradtrainer beim Battle of Britain Memorial Flight. Der Großteil wurde Mitte der neunziger Jahre ausgemustert und an zivile Eigner verkauft. So gehört die Chippie heute noch zu den beliebtesten fliegenden Klassikern in Großbritannien.

Die deHavilland DH.100 Vampire flog bereits 1943 erstmalig und gehört somit zu den ersten Jets der Luftfahrtgeschichte. In den Einsatz kam sie allerdings erst nach dem II. Weltkrieg in größeren Stückzahlen. In den fünfziger Jahren wurde sie in zahlreichen Varianten in rund 30 Ländern betrieben, bis sie nach und nach durch modernere Typen ersetzt wurde. In der Schweiz flog der Typ sogar bis 1990. Die dann ausgemusterten Exemplare wurden zum größten Teil an private Sammler verkauft und nicht verschrottet. Hier im Museum ausgestellt ist ein zweisitziger DH.115 Vampire T.11 Trainer.

1431 deHavilland DH.112 Venom wurde ab 1949 gebaut. Sie ist eine Weiterentwicklung der DH.100 Vampire. Unter Anderem wurde der Flügel neu konstruiert und sie erhielt ein stärkeres Triebwerk (Ghost statt Gobelin). Hier ausgestellt ist die Sea Venom FAW.22, die sich derzeit noch in fortlaufender Renovation befindet.

Das kleine Passagierflugzeug deHavilland DH.104 Dove wurde 1945 als Nachfolger des Doppeldeckers Dragon Rapide präsentiert und bliebe fast zwei Jahrzehnte in Produktion. Neben zahlreichen Fluggesellschaften wurde sie auch bei einigen Streitkräften als leichter Transporter und Passagierflugzeug eingesetzt.  Von den 528 gebauten Dove werden heute noch etwa ein Dutzend aktiv betrieben. Auch in Deutschland gehören mehrere Exemplare privaten Enthusiasten.

Am 27. Juli 1949 begann mit dem Start der deHavilland DH.106 Comet das Zeitalter der Strahlverkehrsflugzeuge. Manchmal fordert der Fortschritt Opfer, und so kam es zu einer einzigartigen Unfallserie, bei der u.a. mehrere Exemplare der frühen Comet in der Luft zerbrachen. Dies führte zu zahlreichen Änderungen, aber schließlich konnte sich der Typ nicht mehr gegen später aufkommende Muster wie die Boeing 707 durchsetzen. Insgesamt wurden bis 1964 114 Exemplare gebaut. Aus der zivilen Comet wurde Ende der sechziger Jahre für die RAF die https://de.wikipedia.org/wiki/British_Aerospace_Nimrod entwickelt. Der Aufklärer blieb bis 2011 im Einsatz. Ausgestellt ist der Rumpf der frühen Comet Mk.1a F-BGNX. Bemerkenswert sind die großen eckigen Fenster - man wusste es vor 70 Jahren halt noch nicht besser...

Die Hawker Siddley Trident wurde Ende der fünfziger Jahre noch von deHavilland als DH.121 entwickelt. Hauptnutzer der 117 gebauten Exemplare war die British European Airways BEA, die 1972 mit der BOAC zur British Airways wurde. Die dreistrahligen Airliner wurden in den achtziger Jahren durch die moderneren Typen Boeing 737 und Boeing 757 ersetzt.

Die British Aerospace BAe 146 war ein kleiner vierstrahliger Jet, der zwischen 1981 und 2003 gebaut worden ist. Entwickelt wurde er Anfang der siebziger Jahre von Hawker Siddley (deHavilland ging hier 1959 auf Betreiben der britischen Regierung auf). Die hier gezeigte Maschine mit der Seriennummer 1010 flog in Brasilien, den Vereinigten Staaten und bei einigen Gesellschaften in Großbritannien, bis sie vor 10 Jahren ausgemustert und der Rumpf nach Ausbau vieler noch nutzbarer Teile an das Museum geliefert wurde.

 

 

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