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Oldtimer-Segelflieger

Abfliegen Saison 2018, Flugplatz Aalen-Elchingen, 29./30.9.2018

Auch der schönste Sommer hält nicht ewig und so muss zum Herbstanfang auch die Zunft der Oldtimer-Segelflieger Abschied nehmen von einer Flugsaison 2018, die mit vielen schönen Sonnen- und damit auch Thermikstunden verwöhnt hat. Leise und unauffällig ist dies geschehen, so wie Segelflieger eben sind...

Mario Selss hat eingeladen und zahlreiche Segelflieger sind seinem Ruf gefolgt. Auch die weite Anreise aus der Schweiz konnte einige Teilnehmer nicht daran hindern, dem Treffen auf der Schwäbischen Alb beizuwohnen. Wer einmal an einer solchen Zusammenkunft teilgenommen hat, kann die Beweggründe verstehen. Die Leidenschaft für die liebevoll und aufwändig restaurierten und gepflegten historischen Flugzeuge aus Holz und Stahl verbindet. Hier sind alle gleich, der Student und der Professor, der Lehrling und der Industrielle. Man zieht am selben Strang - oder besser: Man schiebt am gleichen Flugzeug, mit dem einer - manchmal auch zwei - der Oldtimerfans sich wenig später in die Lüfte erheben wird, geschleppt von einer Motormaschine - oder wahlweise einer Seilwinde.

Typenfliegen! Der Organisator und Oldtimersammler Mario Selss hat das Motto ausgebracht. Aber das hätten wir, die Piloten und Besitzer dieser historischen Fluggeräte sowieso gemacht. Die Piloten kennen und vertrauen sich. Sie alle haben jahrelange Erfahrung mit alten Flugzeugen. So gestatten Sie den Kameraden, auch mal in Flugzeugen Platz zu nehmen, die man sonst nur aus Büchern und aus Museen kennt. Und dann.... Gurte straff gezogen, Haube veriegelt, Schleppseil eingeklinkt, noch eine letzte Ruderprobe, los geht's!

Ich habe meine Ka6E mitgebracht, ein 1967 von der Alexander Schleicher GmbH & Co aus Sperrholz gebautes Segelflugzeug. Rudolf Kaiser hat sie 1965 konstruiert und sie gilt als die letzte und vollkommenste Stufe im Holzflugzeugbau. Kein Segelfllugzeugmuster kann mehr Wettbewerbserfolge vorweisen. Mit 51 Jahren gilt sie als "Youngtimer", sie ist das jüngste Flugzeug an diesem Wochenende und von den knapp 400 gebauten Exemplaren existieren noch viel zu viele, als dass sie etwas Besonderes wäre. Die Bühne gehört heute Anderen. Da sind die weltweit einmalige, 1942/43 in Zürich gebaute Spyr V und die ebenfalls in der Schweiz gebaute Moswey III aus dem Jahr 1957 mit ihren markanten Knickflügeln, gleich daneben steht hoch aufgerichtet der älteste Teilnehmer, ein originaler Schulgleiter SG-38 aus den 30er Jahren. Aber wie lautete nochmal die klare Aufforderung des Organisators Mario Selss: Typenfliegen! Also rein ins Cockpit - und so komme auch ich bei diesem Treffen in den Genuss, Flugzeuge zu fliegen, die schon durch die Lüfte gesegelt sind als die meisten von uns noch nicht auf Erden wandelten.

Großes Publikum haben Segelflieger nicht, das war vielleicht 1891 der Fall, als Otto Lilienthal vom Nordhang des Spitzen Berges zwischen Derwitz und Krielow sprang oder in den 1920er und 30er Jahren, als der Segelflug von Rekord zu Rekord jagte und große Besuchermengen anzulocken vermochte. In der hektischen und lauten Welt von heute ist lautloses Gleiten zu einer sehr exotischen Freizeitbeschäftigung geworden. Für die Zaungäste, die sich auf der Besucherwiese vor dem Tower am Flugplatz Aalen-Elchingen eingefunden haben, bot das Oldtimertreffen eine schöne Gelegenheit für eine Zeitreise in die Vergangenheit. Und der Eine oder Andere Besucher hatte am Ende sogar die Gelegenheit, in einem der seltenen Segelflugzeuge mitzufliegen...

Für unser Team war Gerhard Schmid vor Ort - am Boden und in der Luft...

Fritz Zbinden reiste dank des schönen Wetters im offenen Mercedes SL Cabrio an - seine seltene Moswey III im Schlepptau.
Die Moswey III von Fritz Zbinden wurde - auch wenn der Name des Herstellers englisch klingt - in der Schweiz gebaut. Die markante Konstruktion aus dem jahr 1938 ist mit einer Lastvielfachen von +/-12g voll kunstflugtauglich.
Blick über das Kreuzleitwerk der schweizer Spyr V auf die Aufbaumannschaft, die gerade einen Geier IIb aufrüstet.
Die doppelsitzige englische Slingsby T 21 mit ihrem offenen side-by-side Cockpit (links) und die von der Wasserkuppe angereiste Gö-1 Wolf warten auf ihren nächsten Flug. Dahinter (rechts) schließt sich eine Ka6CR aus der Schweiz an.

Aufrüstung des Geier IIB. Der Leistungssegler mit fast 18 Metern Spannweite wurde Mitte der 50er Jahre von dem Nesselwanger Schreinermeister Josef Allgaier entworfen und gebaut. Die aufallend gelbe Farbe trägt dieser Geier seit seiner Grundüberholung Ende der 80er Jahre.

Viel Aufmerksamkeit erntete der einzigartige Spyr V Doppelsitzer, der von seinem Besitzer Silvio Polla (im Cockpit sitzend) nach Aalen gebracht wurde.
Eine ganz besondere Rarität ist diese Schempp-Hirth Gö-1 Wolf, das einzige flugfähige Original dieses Typs. Etwa 100 Stück wurden zwischen 1935 und 1940 von der Firma Sportflugzeugbau Göppingen Martin Schempp gebaut.
1942/43 entstand bei der Firma Segelflugzeugbau Zürich e.G. ein einziges Exemplar des Spyr V gefertigt. Mit seinen 18,40 m Spannweite ist der Knickflügler eine imposante Erscheinung.
Die Musger Mg 23 SL ist bereit für den ersten Flug des Tages. Von den 23 Flugzeugen, die bis 1966 gebaut wurden, sind noch elf als flugfähig bekannt. Die Mg 23 SL ist gutmütig und denoch sehr leistungsfähig. OE-0661 wird vom VFhS e. V. erhalten und von den Mitgliedern gern geflogen.
Der Blick ins Cockpit des Spyr V zeigt die ungewöhnliche versetzte Anordnung der Sitze. Beide verfügen über Steuerknüppel und Seitenruderpedale. Das großzügig dimensionierte Trimmrad dürfte im Segelflug einmalig sein.
Nicht nur als Schattenspender diente der breite Flügel des SG-38 Schulgleiters. Obwohl das historische Original sehr wertvoll ist, wird es geflogen - mangels Windschutz am Besten mit Lederhaube und Fliegerbrille...
Und hier der Blick aus dem Cockpit im Flug. Dem Motto des Treffens folgend ließ ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, den Spyr V zu fliegen - und war überascht von der Agilität dieses großen Doppelsitzers. Unser herbstlicher Thermikflug dauerte etwa 30 Miunuten...
Inzwischen wird auch die schweizer Moswey III mit der Kennung HB-485 zusammengebaut. Drei Mann mit geübten Händen bringen dieses Flugzeug in einer halben Stunde aus dem Hänger an den Start.
Der SG-38 Schulgleiter, auf dem tausende Piloten ihre ersten Luftsprunge erleben durften, stand nicht nur zum Anschauen da. Er wurde rege genutzt und so mancher Freudenschrei eines Piloten hallte von oben über den Flugplatz.
Den Startplatz hat die Musger Mg 23 SL gerade verlassen - im Schlepp hinter einem Ultraleichtflugzeug C42B.
Abschlusslandung von Ka6E und Geier IIB, der letzte Flug des SG-38 Gleiters im Schlepp hinter der Piper Super Cub. Ein schönes Flieger-Wochenende geht zu Ende.
Fertig zum Start ist auch der kanariengelbe Geier IIB. Zunächst wird allerdings noch etwas gefachsimpelt.
Bereit zum Einräumen in die Halle sind diejenigen, die noch bleiben. Bereit zum Abrüsten diejenigen, die nach Hause fahren müssen. Im Vordergrund der markant lackierte Scheibe L-Spatz D-1629.
Mehr als ein Dutzend historischer Segelflugzeuge, keines wie das Andere, haben sich am Startplatz versammelt. Gut zwei Dutzend Piloten und Helfer sorgen unter der Regie des Gastgebers Mario Selss für einen reibungslosen Flugbetrieb.
Feierabend - aber nur für diese Saison. Wir hatten einige schöne Tage unter Gleichgesinnten und freuen uns auf die nächste Saison.
Weder denk-, noch durchführbar wäre ein solches Treffen ohne die Schlepppiloten. Unermüdlich haben sie - teilweise mit drei Maschinen - die Segelflugzeuge in den blauen Himmel gezogen.
Weitere Informationen zu den Flugzeugen und auch zu künftigen Veranstaltungen gibt es auf den Internetseiten des VFhS e.V. und Oldtimerflug Mario Selss.

Schauen Sie doch 2019 einfach mal vorbei und tauchen Sie selbst ein, in die Welt des historischen Segelflugs...

 

 

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