Eine Revolution im Flugzeugbau kündigte sich an, als am 12. Dezember 1915 auf dem Flugplatz Döberitz westlich von Berlin die Junkers J1 zum Erstflug startete. Die J1 war nämlich erstmals ganz in Metall gebaut - anders als alle Flugzeuge bis dahin, die aus Holz, Streben, Spanndrähten und Leinwand bestanden. Es war die Zeit der Doppeldecker, der "Fliegenden Kisten" mit ihren todesmutigen Piloten und alle Experten jener Zeit glaubten, dass man nur mit leichten Materialien Flugzeuge bauen könne, nicht aber mit dem schweren Werkstoff Metall. Ihr Einwand war: "Blech kann doch nicht fliegen". Der Visionär Prof. Hugo Junkers dagegen sah die Zukunft der Flugzeuge nicht nur darin, bei Wettflügen und Luftkämpfen zu bestehen, sondern vor allem, Passagiere und Waren auf dem kürzesten Weg von einem Ort zum anderen zu bringen. Und das konnten nur Flugzeuge aus Metall leisten.
Darüber hinaus war die Junkers J1 das erste Flugzeug der Welt mit einem völlig neuartigen unverspannten, freitragenden Eindeckerflügel mit einem dicken Profil, das die interne Festigkeit sicherstellte. Prof. Hugo Junkers (1859 - 1935) hatte für dieses Konzept des revolutionären "dicken Flügels" schon 1910 ein Patent erteilt bekommen. In einem eigenen Windkanal testete er anschliessend viele Flügelprofile mit dem Ergebnis, dass ein dicker Flügel ebenso wenig Widerstand bietet wie die damals üblichen dünnen, gebogenen Profile, dafür aber einen wesentlich höheren Auftrieb möglich macht und zusätzlich Lasten aufnehmen kann. Beide Junkers-Erstleistungen, der Metallbau und der freitragende, dicke Flügel, prägen den Flugzeugbau bis heute.
Die Junkers J1 war allerdings noch aus Stahl gebaut, weil das gerade erst erfundene Duraluminium, eine besonders feste Aluminiumlegierung, nur schwer erhältlich war. Die Arbeiter im Junkers-Werk in Dessau, wo seine Gasbadeöfen hergestellt wurden, beherrschten aber die Verarbeitung von extrem dünnem Stahlblech mit einer Dicke von nur 0,1 bis 0,2 Millimetern. Die glatte Außenhaut wurde innen verstärkt durch Wellblech in Spannweitenrichtung. Diese moderne Konstruktion wurde später auch von anderen Flugzeugen übernommen, wie zum Beispiel 1935 vom Bomber Boeing B-17.
Die J1 war ein Demonstrator für neue Technologien und nicht für die Serienproduktion vorgesehen. Schon 1917 kam die J7 heraus, der erste Eindecker in Wellblechbauweise, die typisch wurde für alle folgenden Junkers-Flugzeuge. Vier Jahre nach der J1 startete 1919 die Junkers F13 zu ihrem Erstflug, das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt, das zum ersten kommerziellen Erfolg wurde. Danach folgte innerhalb eines Jahrzehnts eine ganze Familie von Passagier- und Frachtflugzeugen, von der W33 und W34 über die dreimotorigen Typen G24 und G31, die viermotorige G38 bis zur dreimotorigen Ju 52, der legendären "Tante Ju".
Die Junkers J1 kam 1926 als Meilenstein der Technik ins Deutsche Museum und wurde dort 1944 bei einem Bombenangriff zerstört. Das Junkers Technikmuseum in Dessau plant den originalgetreuen Nachbau dieses Pionierflugzeugs. Die Finanzierung des aufwendigen Vorhabens soll über crowdfunding erfolgen.
Weitere Informationen zum crowdfunding unter www.j1-project.com und zum Lebenswerk von Prof. Hugo Junkers unter www.junkers.de.
Informationen zum Museum finden Sie hierhttp://www.technikmuseum-dessau.de/ Wir haben das Museum natürlich auch schon besucht:tipps_technikmuseum_junkers_04_11.htm
Mit Dank an das Archiv von Bernd Junkers für die Erlaubnis der Fotonutzung
|