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Oshkosh 2017

- Ein Airshowbericht von Frank Zimmermann -

66.000 Einwohner zählt Oshkosh, eine ganz normale amerikanische Kleinstadt am Lake Winnebago, östlich des riesigen Lake Michigan. Zumindest ist das an 51 Wochen im Jahr so. Und dann ist da noch diese Woche im Juli, in der regelmäßig bis zu 600.000 Fans aus aller Welt anreisen um das seit 1953 stattfindende traditionelle EAA AirVenture zu besuchen, das größte Fliegertreffen der Welt.

Nicht weniger als10.000 Flugzeuge waren 2017 auf dem Wittmann Regional Airport und auf angrenzenden Flugplätzen geparkt, dass Hotels, Privatunterkünfte und Campingplätze aus allen Nähten platzten, kann man sich wohl vorstellen. Und dennoch bewegt sich alles in geordneten Bahnen - das Ergebnis von mehr als 60 Jahren Erfahrung...

Obwohl es bereits mein zweiter Besuch dieser Veranstaltung war, ist in keiner Sekunde Langeweile aufgekommen. Im Gegenteil - schnell ist mir klar geworden, dass auch der zweite Besuch nicht der Letzte sein würde. Wo sonst kann man schon so dicht an all die seltenen Flugzeuge herankommen, fotografieren, mit den Piloten und Eigentümern ins Gespräch kommen. Das muss man erlebt haben. In den vergangenen 15 Jahren habe ich zahlreiche amerikanische Airshows besucht, doch das AirVenture war und ist für mich ein Highlight. Und nun zur Show !

2017 sollte ganz im Zeichen der Bomber stehen, zumal 2 Jubiläen anstanden: 70 Jahre Gründung der US Air Force und der 75. Jahrestag des Angriffes auf Tokio. Was damals 1941 als "Dolittle Raid" in die Geschichte einging, war die Antwort der Amerikaner auf den japanischen Angriff auf Pearl Harbor. Der Einsatz erfolgte unter der Leitung von Col. Doolittle mit B-25 Bombern von Flugzeugträgern aus. Die Bombardierung Tokios gelang. Er traf - auch wenn es vergleichsweise nur ein Nadelstich war - die Japaner ins Herz und ging als "Doolittle Raid" in die Geschichte ein. Als einziger noch lebender Teilnehmer dieses Einsatzes war Lt. Col. Dick Cole, der damalige Copilot von Jimmy Doolittle, in Oskosh zu Besuch. Im betagten Alter von 101 Jahren gab er bereitwillig Interviews und signierte Bücher. Der "Doolittle Raid" wurde durch mehrere Überflüge von zwölf B-25 Bombern in Formation gewürdigt. Aber es gab noch mehr Bomber zu sehen! 2016 wurde nach 12 Jahren Restaurierung eine zweite Boeing B-29 Superfortress mit dem Namen "Doc" fertig gestellt. Oshkosh ist der perfekte Ort für eine Premiere. Und zur doppelten Freude der Zuschauer befand sich auch die schon seit längerem flugfähige B-29 "FIFI" vor Ort. Die Sensation war damit perfekt.

Neben der B-29 "Doc" feierte auch die kürzlich bei Aero Trader im kalifornischen Chino restaurierte Douglas A-20 Boston von Rod Lewis ihren ersten Auftritt in Oshkosh. Leider blieb sie die ganze Woche über am Boden, aber dafür konnte man sie aus nächster Nähe bestaunen bzw. fotografieren. Nach einem Landeunfall im Vorjahr blieb die A-26 Invader von Tim Savage und seinem Sohn 2017 auch im Static Display. Das Bomberdisplay gipfelte am Samstag in einer Show der Superlative, als altes und aktuelles Fluggerät eine einmalige gemeinsame Formation von jeweils einer B-52, B-1 und B-2, gefolgt von den zwei B-29, B-17 und drei B-25`s bildeten. Das ganze natürlich eindrucksvoll untermalt mit viel Pyrotechnik und wiederholten Überflügen der jeweiligen Muster.

Im Static Display der Warbirds waren mehrere Avengers, Kingcobras, Corsairs und Mustangs in Staffelstärke versammelt. Ein paar hundert Meter weiter zogen neben tausenden Eigenbauflugzeugen, Cessnas, Pipers und Mooneys auch viele Raritäten aus meh als 100 Jahren Luftfahrtgeschichte die Besucher an.

Für die Freunde von Kunstflugteams waren die Blue Angels der US Navy vor Ort. An 2 Tagen zeigte das Team jeweils für 30 Minuten spektakuläre Manöver - schnell, präzise und laut. Nicht zu vergessen die Aerobatikteams, die ebenfalls ihre Auftritte hatten. Und für weltbekannte Kunstfluggrößen wie Sean D. Tucker, Kirby Chambliss, Michael Goulian, Matt Younkin, Gene Soucy, um nur die wichtigsten zu nennen, ist Oshkosh sowieso Pflicht.

An den Maschinen die am Boden standen kam man direkt heran und selbst für die F-22 Raptor wo sonst einige Meter Sicherheitsabstand von Nöten waren. Eigentlich war noch eine Boeing C-97 Stratocruiser angekündigt worden, zu meinem Erstaunen und auch der anderen Flugbegeisteten war sie dann doch nicht erschienen. Aber wer weiß, nächstes Mal wird sie bestimmt mit von der Partie sein. Einen Kurzauftritt hatte ein Airbus A-400, es war mir aber nicht vergönnt ihn zu sehen bzw. ihn abzulichten .

Besonders geehrt wurden in diesem Jahr die Personen, die direkt oder indirekt am Apolloprogramm der NASA teilgenommen haben. Die Astronauten Buzz Aldrin und Fred Haise sowie der damalige Flugleiter Gene Kranz waren wohl die bekanntesten Repräsentanten. Sie ließen sich zu damaligen Geschichten interviewen. Immerhin 8 Beteiligte waren abends im "Theater in the Woods" erschienen. Für musikalische Unterhaltung sorgten in dieser Woche die "Barenaked Ladies", sie heizten abends dem Publikum ein. Etwas abseits in den Messehallen konnten Eigenbauer und Interessierte an diversen Workshops teilnehmen. Und auch die Gelegenheiten für Rundflüge waren vielfältig. Ob Ford Trimotor, Boeing B-17, P-51 Mustang oder Boeing B-29 - für jeden Geschmack war etwas dabei.

Zusammenfassen kann man das EAA AirVenture 2017 als gelungene Veranstaltung bezeichnen und bei der gebotenen Vielfalt hielt sich dann die Enttäuschung darüber, dass die angekündigte Boeing C-97 Stratocruiser am Ende doch nicht erschienen war, in Grenzen. Das klappt ja dann vielleicht im nächsten Jahr. Und dann sehe ich vielleicht auch den überraschend erschienenen Airbus A-400, der mir bei all dem Trubel doch irgendwie entgangen ist...

Teil 1
Sogenannte "Skywriters", zu deutsch "Himmelsschreiber" zeichneten an jedem Tag der Airshow Schriftzüge und Figuren an den Himmel über dem Wittman Airport.
Internationale Anbieter wie die Schweizer Firma Pilatus präsentieren hier ihre Produkte einem interessierten Publikum und potentiellen Käufern.
Im Eingangsbereich des EAA-AirVenture, vorbei an diversen Ständen und Hallen, ging es in Richtung Boeing Plaza.
Aber es ist hauptsächlich das hier, was unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht: Eine Mustang bei der Landung! Diese P-51D-25NA gehört Andrew McKenna.

Skip Stewart mit seiner schwarz-silber lackierten Pitts Special ist ein häufiger Gast bei Airshows. Skip hat die Pitts nach eigenen Vorsellungen modifiziert und Prometheus genannt, ein Namen aus der griechischen Mythologie.

3 Corsairs waren 2017 in Oshkosh zu sehen, diese F4U-4B gehört Trent Latshaw. In den Siebzigern hatte sie einen Auftritt in der Serie "Ba Ba Blacksheep" , der Story um das Pazifikgeschwader von Pappy Boyington. In Deutschland wurde die Serie unter dem Namen "Die schwarzen Schafe" ausgestrahlt.
Neben seinen Auftitten bei Airshows fliegt Kirby Chambliss auch beim Red Bull AirRace mit. Unschwer erkennbar der Hauptsponsor auf seiner Edge 540 V3. Zweimal konnte er schon die Red Bull Air Races gewinnen, 2017 endete er auf Platz 4. Heimatort von Kirby ist Corpus Christi in Texas.
Bei wunderschönem Airshowwetter präsentierte sich diese TBM-3E Avenger in den Markierungen von Lt. George Bush Senior, dem späteren Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika . Jetziger Eigner ist Thomas Buck aus Joliet/Illinois.
Klassischer Kunstflug von David Martin in seiner Bücker Bü 133 Jungmann. 2016 ist der Doppeldecker nach 12 Jahren Restaurierung fertig geworden.
Tim Savage und seinem Sohn gehört diese schön restaurierte Douglas A-26B Invader. Obwohl sie 2016 eine Notlandung wegen eines nicht verriegelten Bugrades machen musste , ließen sie sich nicht nehmen auch dieses Jahr wieder vor Ort zu sein. Die Silver Dragon war aber nur am Boden zu bewundern.
Der aus der amerikanischen Airshowszene nicht wegzudenkende Gene Soucy mit seiner "Show Cat", einem umgebauten Grumman Ag Cat Agrarflugzeug.
Eine der fast 20 anwesenden Mustangs: Sie gehört zum fliegenden Inventar des Cavanaugh Flight Museum in Dallas, Texas.
Darf auf keiner US-Airshow fehlen: das AeroShell Team mit ihren farbenfrohen North American T-6. Sie begeisterten das Publikum auch mit Vorführungen am Abendhimmel, durch die dann deutlich sichtbaren Navigations- und Positionsbeleuchtungen ein schönes Schauspiel.
Diese P-40 N-5 war auch schon des Öfteren in Oshkosh zu sehen. Der Veteran des 2. Weltkrieges wurde 1943 gebaut und ging über San Diego in den Südwestpazifik um mit in der 49. Fighter Group um New Guinea zu kämpfen. 1974 wurde das Wrack geborgen und restauriert,. 2008 sich nach 64 Jahren wieder in die Luft begeben. Heutiger Eigner ist John Fallis.
Sean D. Tucker ist einer der bekanntesten Airshowpiloten, auch über die USA hinaus. Mit seiner modifizierten Pitts Special
zeigte er dem Publikum all seine bekannten Figuren und Manöver - incl. der beliebten Ribbon-Cuts. Vier Queruder je Tragfläche machen seine "Oracle Challenger III" besonders agil.
Nicht nur amerikanische Warbirds waren zu sehen. Das neueste Anschaffung der Collings Foundation ist diese Spitfire F Mk.IX ( NX645Q ). Sie gehörte bis vor kurzen noch dem Biggin Hill Heritage Hangar.
Kunstflugzeuge sind in der Regel kleine und haben einen starken Motor . Matt Younkin beweist mit seiner Twin Beech 18, dass Kunstflug auch mit einem viel größeren und schwereren Flugzeug machbar ist - und auch sehr schön anzuschauen ist...
Eine weitere Maschine, die Pulverdampf gerochen hat. 1945 flog Lt.Bob Bohna mit ihr in der 370 Fighter Group. Nach dem Krieg ging sie nach Schweden, wobei dies nicht ihr letzter Einsatzort war. 1954 wurde sie an Nicaragua verkauft . 16 Jahre später kehrte sie in die Staaten zurück, wurde bei Aircorps Aviation wieder restauriert und gehört heute Rare Birds LLC. in Bloomington Minnesota .
Dass das EAA AirVenture nicht nur eine Flugschau im herkömmlichen Sinne, sondern auch eine Messe ist, sieht man beispielsweise am Stand der Firma Piper mit ihren neuesten Produkten.
Eine von 2 flugfähigen Exemplaren, die B-29 des B-29/B-24 Wing der CAF (Commemorative Air Force). 1971 suchte der Texanische Geschäftsmann und Army Air Force Veteran Vic N. Agather eine flugfähige B-29 und wurde auf dem China Lake Verschrottungsplatz fündig. 3 Jahre dauerte die Restaurierung und seither dient sie der CAF als fliegendes Museum. "FIFI" trägt keine historische NoseArt, er benannte sie nach dem Namen seiner Ehefrau Josephine "Fifi" O'Connor Agahter. Heutzutage tourt sie durch ganz Amerika von Airshow zu Airshow. Und wenn alles passt, kommt sie 2019 zum Jubiläum der Invasion in der Normandie nach Europa. Man kann auch Gastflüge auf ihr buchen (USA). Das reicht von 570 bis zu 1500 Dollar im Cockpit.
Hier geht's weiter zu >>>Teil 2
 

 

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