London hat für
den Fliegerfan wirklich viel zu bieten. Bereits vor längerer Zeit hatten wir ja
umfangreich über das RAF Museum in Hendon sowie über das Imperial War Museum in Duxford berichtet. Aber auch die drei
nachfolgend beschriebenen Ausstellungen sollten Sie bei Ihrem nächsten London-Besuch
nicht außer Acht lassen...
Imperial War Museum London
Die Weltkriege sind das Kernthema des Imperial War Museum. Um dies zu
unterstreichen wird der Besucher schon vor dem Eingang in das historische Museumsgebäude
von dem gigantischen Geschützturm eines Britischen Schlachtschiffes begrüßt. Sehr
anschaulich wird in diesem Museum auch das Leben auf den Schlachtfeldern des ersten
Weltkrieges dargestellt. Uniformen und Ausrüstungsgegenstände sind in unzähligen
Vitrinen zu betrachten. Einen großen Bereich nimmt auch die sehr empfehlenswerte
Holocaust-Ausstellung ein, die das Leben der Juden im dritten Reich und die erste
Industrielle Massenvernichtung von Menschen eindrucksvoll dokumentiert. Zum Imperial War
Museum gehören auch einige Außenstellen, so die mit ca. 180 Exponaten äußerst
umfangreiche Flugzeugausstellung am historischen Airfield Duxford, die Cabinet War Rooms,
dem Regierungssitz Winston Churchills während der Bombardierungen Londons und die HMS
Belfast, ein Kreuzer, der an der Versenkung des Deutschen Schlachtschiffes Scharnhorst und
der Invasien in der Normandie maßgeblich beteiligt war. Der Eintritt zum Imperial War
Museum ist frei.
Eine Glaskuppel macht den zentralen
Bereich des Museums angenehm hell. Hier hängen die berühmtesten Jagdflugzeuge des
Zweiten Weltkrieges: Focke Wulf FW 190, North American P-51D Mustang und Supermarine
Spitfire Mk.I.
Der Eingangsbereich des Imperial War
Museum. Den Mittelpunkt der gepflegten Gartenanlage vor dem historischen Museumsbau bildet
ein mächtiges Geschütz eines Britischen Schlachtschiffes.
Die Fieseler Fi 103, besser bekannt unter
der Bezeichnung V-1 war im zweiten Weltkrieg tausendfach auf London abgeschossen worden.
Die Sopwith Camel kam 1916 zum
Fronteinsatz und sollte einer der besten Jäger des ersten Weltkrieges werden. 5.490
Maschinen wurden gebaut. Darunter auch Schlachtflugzeuge, Trägerflugzeuge und
doppelsitzige Trainer.
Nur 116 Maschinen der Heinkel He 162
Salamander wurden gebaut. Ab Februar 1945 an die Front geliefert konnte der leichte, aus
nicht kriegswichtigen Materialien gebaute Jäger auf das Geschehen keinen Einfluß mehr
nehmen.
Dies sind die Überbleibsel eines der
spektakulärsten Vorfälle des zweiten Weltkrieges. Der Daimler-Benz Motor und das
dahinter stehende Rumpfstück gehörten zu der Me 110, mit der Rudolf Hess am 11. Mai 1941
nach England flog.
Nose-Art einer Avro Lancaster. Die hier
ausgestellte Cockpit-Section dieses schweren Bombers aus dem zweiten Weltkrieg läßt
einen genauen Einblick in den Arbeitsplatz der Cockpit-Besatzung zu.
In der Themse, direkt an der Tower
Bridge, liegt der Kreuzer HMS Belfast vor Anker. Das Schiff kann komplett besichtigt
werden.
Auch wenn die HMS Belfast auf den ersten
Blick nicht allzu groß wirkt - für die Besichtigung sollte man sich genügend Zeit
einplanen. Im Jahr 2002 kostete der Eintritt 4,80 Pfund.
Science Museum London
Das Wissenschaftsmuseum in London widmet sich neben vielen anderen Themen
rund um die Wissenschaft auch der Luftfahrt. Der Querschnitt durch die Jahrhundertelange
Geschichte des Menschheitstraumes vom Fliegen führt von ersten Theorien über Ballone und
Gleitapparate bis zu Flugzeugen und -teilen von heute. Im Gebäude befindet sich
zusätzlich ein IMAX-Kino. Wie bei allen staatlichen Museen in Großbritannien ist auch im
Science-Museum der Eintritt frei.
Es gibt wenige Orte an denen eine solch
umfangreiche Sammlung an Flugzeugmotoren aller Art zu finden ist. In Hochregalen lagern
hier auch seltenste Triebwerke. Sehr schön kann bei dieser üppigen Ausstellung die
Entwicklung von recht einfachen Motoren der Anfänge über die komplexen Triebwerke im 2.
Weltkrieg bis zu den modernen Strahlturbinen verfolgt werden.
Leider ist der Ausstellungsbereich recht
dunkel was das Fotografieren zum Glücksspiel macht. Einige seltene Maschinen wie z. B.
ein Supermarine-Rennflugzeug mit Schwimmern, das um die berühmte Schneider-Trophy flog
und als Vorläufer der Spitfire gilt, sind hier zu sehen.
Das Triebwerk der berühmten Focke Wulf
FW 190. Der BMW 801, ein 14 Zylinder Doppelsternmotor, der in der A-Serie verwendet wurde,
ist hier mit Teilen der originalen Motorverkleidung zu sehen.
de Havilland Aircraft Heritage Center /
Mosquito Aircraft Museum
Nördlich von London
befindet sich in Salesbury Hall das kleine aber feine Museum, das die Geschichte einer der
bekanntesten Flugzeugbaufirmen erzählt. Hier, wo die legendäre "Mosquito" auf
der Wiese hinter den Werkshallen zu ihrem Erstflug startete, wird von ehrenamtlichen
Enthusiasten ein großes Stück Luftfahrtgeschichte am Leben erhalten. Der Museumsrundgang
erzählt auf seinem Weg durch mehrere historische Gebäude die Story von Sir Geoffrey de
Havilland und seinen berühmten Flugzeugen. Immer hilfsbereit und zuvorkommend stehen die
Mitarbeiter des Museums dem interessierten Besucher zur Verfügung und der Museumsshop
bietet reichlich Fachliteratur, Souvenirs und Snacks. Für meine persönliche Führung
bedanke ich mich herzlich bei Mr. John Strick und Mr. Ron Eyre. Many thanks!
Salisbury Hall - London Colney -
Hertfordshire - AL2 1EX. Tel./Fax: 01727 826400
Spartanisch aber für ein Segelflugzeug
ausreichend präsentiert sich das Horsa-Cockpit. Zwei Piloten und bis zu 25 voll
ausgerüstete Soldaten befanden sich an Bord der Horsas. Als Schleppflugzeug diente z. B.
die Handley Page "Halifax".
Der Beginn des Rundganges führt entlang
eines "Zeitstrahles" durch eine Bildergalerie zur Triebwerkshalle. Hier sind die
Produkte der de Havilland Engine Co. ausgestellt.
Der Rundgang führ vorbei an dieser
DH.112 "Sea Venom", die am 1. August 1957 an die Royal Navy ausgeliefert wurde.
Als Trägerflugzeug war sie auf der HMS Albion stationiert.
Einer der ersten Jets größerer
Stückzahl war die DH.115 "Vampire". 24 Luftwaffen flogen dieses erstmals 1950
in Farnborough vorgestellte Flugzeug. Diese Vampire T.11 mit der Kennung XJ772 ist ein
Geschenk der Royal Norwegian Air Force.
An einigen Flugzeugen im Außenbereich
sind Gerüste angebracht, die dem Besucher einen Blick in das Cockpit ermöglichen.
Im Cockpit der "Vampire" sitzen
Lehrer und Schüler in engem Schulterschluß. Bei der T.11 handelt es sich um eine
Trainerversion.
Sechs Wochen nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges fand der Erstflug der DH.104 "Dove" statt. Die elfsitzige,
zweimotorige Ganzmetall-Konstruktion ist heute leider nur noch selten am Himmel zu sehen.
Der Autogiro Cierva C.24 flog erstmals
1931. Ohne eigenen Antrieb wird der Hauptrotor durch die Vorwärtsbewegung in Drehung
versetzt. G-ABLM ist eine Dauerleihgabe des Science Museum London.
Als größere Version der zweimotorigen
"Dove" fanden in der viermotorigen DH.114 "Heron" bis zu 17 Passagiere
Platz. Herons wurden vielfach als VIP-Flugzeuge königlicher Familien oder als
Vermessungsflugzeuge eingesetzt.
Die DH.98 "Mosquito" ist das
berühmte Multi-Role-Flugzeug, das der Reichsluftwaffe so große Kopfschmerzen bereitete.
Kaum zu glauben daß dieses schnelle Flugzeug völlig aus Sperrholz gebaut wurde.
Wohl eines der elegantesten Flugzeuge
aller Zeiten dürfte die DH.88 "Comet" sein. Hier entsteht ein Nachbau dieses
seltenen zweimotorigen Rennflugzeuges der Dreißiger Jahre.
Fast jeder kennt die DH.82a "Tiger
Moth". Seinen Erstflug erlebte dieser Trainer 1931. Insgesamt 9.231 Maschinen
leisteten den Ausbildungseinheiten vieler Nationen bis in die 50er Jahr treue Dienste.
Ein Blick in das Cockpit der entstehenden
DH.88. Nur das Nötigste ist vorhanden.
W4050 - der Prototyp der DH.98 Mosquito.
Übrigens de einzige noch existierende Prototyp eines Kampfflugzeuges des Zweiten
Weltkrieges überhaupt. Der Erstflug erfolgte am 25. November 1940 auf einer Wiese hinter
dem Hangar.
Die de Havilland "Comet" war
der erste Airliner der Jet-Ära. Aufgrund einiger Abstürze war dieses sehr
fortschrittliche Flugzeug mit einem zweifelhaften Ruf behaftet. Hier das Innenleben eines
Comet 4 Flugsimulators.
In den dreißiger Jahren übernahm de
Havilland die Airspeed Company und damit auch den Lastensegler AS.58 "Horsa".
Bei den Invasionen in Sizilien 1943 und der Normandie 1944 waren viele hundert Horsas im
Einsatz. Hier der vordere Rumpfteil.