Das Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow feiert in diesem Jahr sein
10-jähriges Bestehen. Zeit also für eine Bestandsaufnahme und einen Ausblick, was man
denn in den nächsten Jahren erwarten kann. Dem oberflächlichen Besucher fallen viele
Flugzeuge im Freien auf (teilweise mit verwittertem Anstrich) und eine einzige
Ausstellungshalle. Dieser Schein trügt! Das Museum besitzt derzeit 180 Flugzeuge, wovon
derzeit lediglich 67 im Freien und etwa 30 in der Halle zu sehen sind. Einige sind
ausgeliehen (z.B. die Junkers Ju 52 in Wunstorf), einige sind in der
Restaurierungswerkstatt (z.B. Gloster Meteor, Focke Wulf Fw 190) und viele stehen gut
konserviert in den vielen Lagerhallen (z.B. Heinkel He 111, Siebel 204, Dornier Do 27 / Do
28 / Do 29, usw...) auf dem weitläufigen Gelände verteilt. Gerade wird eine der großen
Hallen renoviert, und damit wird der Grundstein für eine erweiterte Präsentation gelegt.
Leider ist es nicht möglich, ein genaues Zeitfenster zu geben, wann denn eine zweite
Halle für die Öffentlichkeit zugänglich wird, denn das Luftwaffenmuseum hat leider
NICHT die gleiche finanzielle Basis wie das benachbarte Deutsche Technikmuseum.
Das Museum zeigt eine
Reihe von Wechselausstellungen, welche allein schon einen regelmäßigen Besuch lohnen.
Derzeit finden 57.000 Menschen pro Jahr - mit steigender Tendenz - den Weg nach Gatow. Das
Museum bietet ständig wechselnde Flugzeuge in der Ausstellungshalle und jedes Jahr einige
Neuzugänge, und das OHNE Eintrittsgeld! Wer das Museum unterstützen möchte: Meldet Euch
beim Förderverein an. Denn durch die (steuerlich absetzbaren) Spenden haben die Gatower
bessere Möglichkeiten, das Museum zu erweitern und die überdachte Austellungsfläche zu
vergrößern.
Am
18. September 2005 lädt die Bundeswehr zum einen Tag der offenen Tür in die gesamte
General-Steinhoff-Kaserne ein. Sicherlich präsentiert das Museum hier einige der
Flugzeuge, die ansonsten aus Platzgründen eingelagert sind.
Das
Museum befindet sich auf dem ehemaligen Flugplatz Berlin-Gatow. Sehen Sie hierzu auch den >>>Lageplan. Weitere
Informationen zum Museum und zum Förderverein erhalten Sie unter www.luftwaffenmuseum.com .
Ich bedanke mich bei der Leitung des Luftwaffenmuseums für die
Informationen sowie die Möglichkeit, einige Lagerhallen zu besichtigen.
Die tschechischen Trainer Aero L-29 (NVA338)
und L-39 (28+48) sind die Standard-Trainingsflugzeuge des gesamten Warschauer Paktes
gewesen. In Gatow stehen jeweils zwei Exemplare.
Die französische NORD Noratlas war das erste
in großer Stückzahl angeschaffte Transportflugzeug der Bundeswehr. Die Maschine ist
frisch konserviert und in perfektem Zustand ausgestellt. Die Antonow An-26 (52+09) war der
Standard-Transporter der NVA. Die Flugzeuge wurden offiziell in die Bundeswehr
eingegliedert, leider jedoch praktisch sofort wieder ausgemustert.
Das Luftwaffenmuseum hat im Freigelände und
in der Halle eine ganze Flotte von MiG Flugzeugen ausgestellt. Als Beispiel hier jeweils
eine MiG-15 (3905), MiG-17 (NVA905), MiG-21 (24+53) und MiG-23 (20+51).
Insgesamt
besitzt das Museum 20 Maschinen aus der berühmten Flugzeugfamilie, darunter sind allein
sieben verschiedene Versionen der MiG-21.
Im Freigelände ist eine große Auswahl an
Hubschraubern der NVA und der Bundeswehr zu sehen. Neben den berühmten Mil-Mi
Hubschraubern Mi-4 (NVA659), Mi-9 (93+92) und dem Kampfhubschrauber Mi-24 (93+43) ist auch
einer der wenigen erhaltenen Piasecki H-21 (83+08) zu sehen und mittlerweile zwei Bell
UH-1 D: Die 71+42 des Heeres und die D-HATE des Bundesgrenzschutzes.
Das Schlachtflugzeug Sukhoi Su-22 ist mehrfach
vertreten. Die NVA798 trägt eine Sonderlackierung (in Sinsheim wurde eine andere Sukhoi
ebenfalls so lackiert). An der NVA613 sind die tödlichen Luft-Boden Kanonen zu sehen.
Ebenfalls im Luftwaffenmuseum steht eine Sukhoi Su-20, die die WTD 61 lange vor Fall des
eisernen Vorhangs von der ägyptischen Luftwaffe als Erprobungsträger erhalten hat.
Da Gatow früher der Flugplatz der Royal Air
Force gewesen ist, sind auch einige britische Jets zu sehen. Die elegante Hawker Hunter
war in vielen Ländern das Standardkampfflugzeug. Die Sea Hawk wurde auch bei der
Bundesmarine eingesetzt.
Die English Electric
Canberra fliegt sogar heute - 50 Jahre nach dem Erstflug - noch aktiv als Aufklärer bei
der Royal Air Force. Die Bundeswehr erhielt in den Siebzigern drei Maschinen als
Vermessungsflugzeuge. Alle drei sind erhalten geblieben: Neben der 99+35 in Gatow steht
die 99+34 im Luftfahrtmuseum Villingen-Schwenningen und die 99+36 im Auto&Technik
Museum Sinsheim.
Die North American F-86K JD-249 und die davon
abgeleitete Canadair CL-13 Sabre JA-111 wurden in den Sechzigern und Siebzigern als
Jagdflugzeug bei der Bundesluftwaffe eingesetzt. Während die F-86 das einzige Exemplar in
Gatow ist, besitzt das Museum gleich vier Canadair CL-13.
Die Bundesluftwaffe hatte den Alpha Jet als
Erdkampfflugzeug eingesetzt. Leider schon vor vielen Jahren ausgemustert, sind viele
Flugzeuge an Portugal abgegeben worden. Einige der Luftwaffen Alpha-Jets fliegen jetzt in
Österreich bei den `Flying Bulls´.
Weltweit ein einmaliges Stück ist der
erhaltene Flügelholm des riesigen 6-motorigen Transportflugzeuges Messerschmitt Me 323
Gigant mit 55 Metern Spannweite. Das bis dahin größte Flugzeug der Welt wurde aus dem
Lastensegler Me 321 entwickelt und konnte 130 Soldaten und sogar kleine Panzer
transportieren.
Das Museum besitzt insgesamt 8 Lockheed F-104 Starfighter. Besonders hervorheben möchte ich die "DB+127" mit der riesigen ZLL (Zero
Lenth Launch) Starthilferakete. Das System sollte im Ernstfall den Einsatz
auch bei einer zerstörten Startbahn ermöglichen. Die Landemöglichkeit war dann
zweitrangig...
Sehr selten ist die Iljushin IL-28 der NVA.
Die schwere Maschine wurde in der Sowjetunion als Bomber und Aufklärer eingesetzt. Die
NVA setzte den Typ als Zieldarsteller ein.
Die 99+33 ist eine von drei Rockwell Bronco
des Museums. Der Typ wurde als Zieldarsteller eingesetzt. Seit einigen Jahren stehen zwei
Broncos der Luftwaffe im englischen Duxford und sollen wieder flugfähig gemacht werden.
Eine weitere Bronco fliegt bereits in Frankreich.